BUND Sachsen-Anhalt

Dank des BUND gute Aussichten für Braunkehlchen und Co.

28. Mai 2020 | BUND, Grünes Band, Lebensräume, Naturschutz

Bis vor wenigen Jahrzehnten prägten Koppelzäune als Begrenzung von Wiesen und Weiden das Landschaftsbild der Grünländer in der Altmark wie auch anderswo. Die Pfahlreihen waren beliebte Ansitzwarten für Greifvögel, Eulen, Ammern, Würgern und Wiesenschmätzer. Mit der Flurbereinigung, der zunehmenden Technisierung der Landwirtschaft und regelmäßiger Grabenberäumung verschwanden diese Anlagen weiträumig. Für die Einferchung des Viehs dienten fortan leicht aufbaubare mobile Weidezäune. Gleichzeitig setzte durch diese Entwicklung eine „Verarmung“ des Landschaftsbildes ein, da zahlreiche Vertikalstrukturen, wie sie durch die Koppelzaunanlagen geschaffen wurden, nun verschwanden.

Seit dem Jahr 2017 werden von der Koordinierungsstelle Grünes Band des BUND Sachsen-Anhalt in Salzwedel im Rahmen von Wiesenvogelschutzprojekten Versuche unternommen, diesem Trend entgegenzuwirken. Alljährlich wurden an den Böschungsrändern ausgewählter Gräben in der Region nördlich Salzwedel 1- 4cm starke, ca. 1,5m lange Holzsticken von Weichhölzern (Birke, Pappel, Weide, Hasel) im April ausgebracht und im Juli vor der Grabenräumung wieder eingeholt. Diese Maßnahmen erfolgten in Abstimmung und nach Orientierung der Landnutzer und vor allem des zuständigen Unterhaltungsverbandes „Jeetze“. Die Flächennutzer standen dem Artenschutzvorhaben positiv und kooperativ gegenüber, da sie dadurch kaum in ihrer Bewirtschaftung eingeschränkt wurden.

Die zugrundeliegende Idee der Maßnahme ist folgende: einige bodenbrütende Vogelarten wie Braunkehlchen und Wiesenpieper meiden in der Regel zu stark Gehölz-bestandene Landschaftsbereiche, sitzen aber in offener Landschaft gern etwas erhöht auf Aussichtspunkten. Ehemals waren diese Lieblingsplätze halt die Koppelzäune. Wenn diese Vögel im Frühjahr in unsere Region zurückkehren, so finden sie zwar interessante Nahrungsgründe vor, aber nicht genügend Requisiten, die ihnen als Ausguck dienen könnten. Denn das offene Grünland ist nach dem Winter in der Regel völlig kahl. Die Ausbringung der Holzsticken, als eine Art Zaunersatz ohne Sperrfunktion, an solch mäßig bewirtschafteten Örtlichkeiten wie Entwässerungsgräben wirkt daher positiv auf die Ansiedlungsbereitschaft dieser in ihrem Bestand sehr bedrohten Vogelarten. Doch auch Schwarzkehlchen, Grauammern und Schafstelzen freuen sich über derartige Ausguckplätze in ihren Revieren. Darüber hinaus dienen diese Holzsticken dem Neuntöter und Raubwürger und selbst dem Turmfalken als Jagdwarte.

Im letzten Jahr bspw. wurden etwa 1.000 Holzsticken an ca. 11.400 laufenden Metern Böschung von Gräben im Grünlandsektor nördlich der Hansestadt Salzwedel in den Gemarkungen Seebenau bis Riebau ausgebracht. 23 Paare Braunkehlchen, 13 Paare Schwarzkehlchen und 12 Wiesenpieperpaare siedelten sich daraufhin dort an. Derartige „Softzäune“ sind also keine „Wundermittel“, aber probate Werkzeuge, um den Bestand einiger bedrohter Vogelarten des Offenlandes wieder zu heben.

Auch in diesem Jahr wurden im Grünlandbereich nördlich der Hansestadt auf ca. 11.000 laufenden Metern zahlreiche der Holzsticken ausgebracht und von vielen Braun- und Schwarzkehlchen sowie Wiesenpiepern sehr praktisch empfunden. Finanziert werden konnten diese Maßnahmen im Rahmen des von 2019 bis 2021 laufenden Wiesenvogelschutzprojektes des BUND Landesverbandes Sachsen- Anhalt e.V., gefördert aus Mitteln des Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes (ELER) im Rahmen des Entwicklungsprogrammes für den ländlichen Raum des Landes Sachsen- Anhalt 2014- 2020 (EPLR). Teil des Projektes ist auch, ab kommenden Herbst diese „Softzäune“ zumindest teilweise durch haltbare Holzpfähle zu ersetzten, die dann zusätzlich auch als bequeme Jagdansitze für Greifvögel und Eulen über die kühle Jahreszeit zur Verfügung stehen würden. Ein bescheidener, aber effektiver Ersatz für die überholten, alten Koppelzäune. 

Für weitere Rückfragen:

Ute Machel – ute.machel(at)bund-sachsen-anhalt.de 

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