Überblick der Maßnahmen 2024
Ende September 2023 kam die gute Nachricht, dass das Förderprojekt auf unseren Antrag hin um ein weiteres Jahr verlängert wird.
Bis September 2024 hat das Projektteam eine weitere Maßnahmefläche umgesetzt. Außerdem wurden auf angelegten Bestandsfläche in Halle-Lettin eine Nachpflege durch Entfernung neu aufgewachsener Vegetation durchgeführt. Auf allen Flächen konnte erreicht werden, die Laichhabitate und Lebensräume für Amphibienlarven in Trockenzeiten zu erhalten.
So leisteten wir einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der vom Aussterben bedrohten Kreuzkröte.
Maßnahmeumsetzung in Greppin
In Kooperation mit der Chemiepark Bitterfeld-Wolfen GmbH schufen wir mittels Beauftragung einer Baufirma ein Trittsteinbiotop mit sechs Laichgewässern sowie Sandhaufen und Steinschüttungen als Tagesverstecke für die Kreuzkröte in Greppin. Die Art kommt in der Bergbaufolgelandschaft rund um Bitterfeld immer seltener vor, da immer weniger Habitate mit offenen, grabbaren und mageren Böden existieren. Den Besonderheiten der Region mit möglichen Bodenbelastungen wurde bei der Maßnahmeumsetzung Rechnung getragen, indem wir statt einer Lehmabdichtung auf UV-beständige Teichfolien zurückgegriffen. Die neu geschaffenen Gewässer werden zukünftig regelmäßig durch den Chemiepark gepflegt und bespannt, um Amphibien langfristig sichere Laichgewässer zu bieten.
Lettin Nachpflege
Auf unserer im Rahmen des ELER-Projekts zum Kreuzkrötenschutz geschaffenen Biotop-Fläche auf dem Standort der ehemaligen Schweinemastanlage in Halle-Lettin führten wir mehrere naturschutzfachliche funktionssichernde Maßnahmen durch. Im April beauftragten wir eine GaLa-Firma mit der Entfernung der aufgewachsenen Vegetation, um den Charakter der offenen Landschaft und den Lebensraum für die Pionierart Kreuzkröte zu erhalten. Nach den vorangegangenen trockenen Jahren zeigte die Ruderalflur durch die vielen Niederschläge und die Stickstoff-Restbelastung im Boden hier ein deutlich gesteigertes Pflanzenwachstum. Es wurde eine motormanuelle Mahd und das Jäten mit Hacke vorgenommen. Weitere manuelle Pflegeeinsätze mit Hilfe von Freiwilligen fanden durch uns in den Folgemonaten statt. Zukünftig sollen die im Rahmen des Vertragsnaturschutzes von der Stadt Halle in den Brandbergen eingesetzten Black Welsh Rinder unsere Habitatfläche durch Beweidung offen halten.
Goitzsche Nachpflege
Auch auf unserer Kreuzkrötenfläche an der Goitzsche fanden mehrere Pflegeeinsätze statt: Im Winter wurden die von uns im Vorjahr mittels Baumaßnahme geschaffenen die Senken ertüchtigt. Durch das erwünschte Trockenfallen der ephemeren Gewässer nach Ende der Laichsaison 2023 war die von uns aufgebrachte Sperrschicht aus Lehm teilweise rissig, so dass das Niederschlagswasser nur noch wenig zurückgehalten wurde. Mit Wasser, Harke und Walze verschlämmten wir mit Hilfe der Freiwilligen der BUND-Kreisgruppe Anhalt-Bitterfeld den Lehm, walzten ihn an und dichteten so die Teiche erneut ab. Bei der Offenhaltung der Gewässer helfen uns Exmoor-Ponies auf der Fläche als Landschaftspfleger. In einem zweiten Arbeitseinsatz füllten wir die Senken für die kommende Laichsaison der Kreuzkröten. Die Belohnung für die Arbeitseinsätze folgte prompt: Im Mai konnten wir ein erstes rufendes Kreuzkrötenmännchen in einem der Gewässer nachweisen. Es hatte unsere Projektfläche erwandert und auch angenommen. Neben der Beobachtung von Erdkröten-Larven im Mai, zeigten sich im Juni Kaulquappen vermutlich der Kreuzkröte und Anfang Juli eine adulte Kreuzkröte in einer unserer Senken. Neben dem Reproduktionsnachweis auf unserer Projektfläche im Tagebau Köplitz in toller Erfolg!
Worum geht es in dem Naturschutzprojekt?
Der BUND übernimmt in diesem Projekt Verantwortung für die Aufwertung, Wiederherstellung und Neuschaffung von Habitaten der Kreuzkröte in den Landkreisen Mansfeld-Südharz, Saalekreis und Anhalt-Bitterfeld. Dazu wollen wir Rohboden-Patches mit Laichgewässern und Versteckmöglichkeiten in räumlicher Nähe der verbliebenen Rest- und Quellpopulationen anlegen. Der Maßnahmeumsetzung stellen wir eine Literaturrecherche und Datenabfrage hinsichtlich der aktuell bekannten Artvorkommen, eine GIS-Analyse räumlicher Daten wie Luftbilder und Nutzungstypen sowie eine intensive Tag- und Nachtkartierung durch Verhören und Aufsuchen von Laichgewässern voran. Bestehende Habitate bewerten wir auf Qualität und Handlungsbedarf. Anhand der Ergebnisse der Kartierung legen wir die Maßnahmeflächen fest und leiten standortkonkrete Konzepte zur Aufwertung ab. Eine Erfolgskontrolle nach der erfolgten Umsetzung der Schutzmaßnahmen soll zeigen, ob die geschaffenen Rohbodenhabitate von Kreuzkröten angenommen werden. Abschließend erstellen wir flächenscharfe Pflegekonzepte zur langfristigen Erhaltung der Habitate.
Das Projekt „Natura 2000 – Lebensraum für die Kreuzkröte“ wird gefördert durch das Land Sachsen-Anhalt und aus Mitteln des Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes (ELER).
Wo genau wird das Naturschutzprojekt umgesetzt?
Die Kartierung von verbliebenen Kreuzkrötenvorkommen führen wir in 10 mal 10 Quadratkilometer großen Flächen-Rasterzellen, sogenannten Messtischblättern, in den Landkreisen Mansfeld-Südharz, Saalekreis und Anhalt-Bitterfeld durch. In diesen Regionen wollen wir in räumlicher Nähe zu den erfassten Populationen, angepasst an die lokalen Begebenheiten, Schutzmaßnahmen umsetzen und suchen dafür Kooperationspartner*innen, die uns Flächen zur Verfügung stellen.
Überblick der drei Habite, in denen 2023 Maßnahmen umgesetzt wurden
Kies- und Sandtagebau Köplitz
Hier hat unser BUND-Mitarbeiter Karsten im Frühjahr 2023 Kreuzkröten nachweisen können. Die Population im Tagebau hat die, auf der durch natürliche Sukzession immer kleiner werdenden Fläche, die trockenen Jahre überlebt. Wir konnten 2,3 Hektar rohen Boden freischieben und mit acht Bodensenken als Laichgewässer ausstatten. Als Besonderheit in dem Gebiet wurde ein vorhandener Graben wieder ertüchtigt, sodass sich Wasser über die Rinne nacheinander in die vielen Laichgruben verteilen kann.
Fläche der Alten Schweinemastanlage in Halle-Lettin
Neben acht kleinen tonabgedichteten Bodensenken und einer großen Schwemmfläche haben wir hier noch zwei Folienteiche gebaut. Diese sollen auch in regenarmen Zeiten lange genug Wasser halten, um die Metamorphose der Jungkröten nach ca. sechs Wochen zu ermöglichen. Die Fläche hier umfasst 1,8 Hektar.
Goitzsche Wildnis nahe Bitterfeld
Unsere dritte Fläche, auf der wir Maßnahmen zum Artenschutz umgesetzt haben, befindet sich auf der Pferdekoppel des BUND an der Goitzsche bei Bitterfeld. Hier haben wir einen zentralen, größeren Teich und umgebend acht Kleinstgewässer geschaffen und befüllt. Wir setzen hier auf die Hilfe der Ponys beim Freihalten der Gewässer durch Tritt und Fraß.