BUND Sachsen-Anhalt

Naturschützer stoppen Bahn-Stromtrasse

01. Dezember 2020 | Flüsse & Gewässer, Lebensräume, Mobilität

BUND und NABU weisen schwerwiegende Fehler bei der Planung nach. Auch Landkreis Stendal kritisiert ungenügende naturschutzfachliche Unterlagen der Bahn.

Das Baugenehmigungsverfahren für die geplante Stromtrasse der Bahn von Wittenberge bis Insel bei Stendal ist vorerst gestoppt. Grund sind die Stellungnahmen von Umwelt- und Naturschutzverbänden sowie die Stellungnahme vom Landkreis Stendal. Der BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.) und NABU (Naturschutzbund Deutschland e.V.) kritisieren, dass die Auswirkungen der geplanten Hochspannungsleitung nicht annähernd im gesetzlich erforderlichen Umfang geprüft wurden. Die geplante Freileitung der Bahn verstößt gegen die Verbote des Naturschutzgesetzes. Auch der Landkreis Stendal stellt bei der Planung der Bahn erhebliche und grundlegende Mängel fest. Nun muss die Bahn ihre naturschutzfachlichen Planunterlagen komplett überarbeiten und nach Fertigstellung erneut öffentlich auslegen.

Die Bahn will eine Hochspannungs-Leitung von Wittenberge über die Elbe bis südlich Stendal bauen, durch das europäische Vogelschutzgebiet Aland-Elbe-Niederung und durch die Naturschutzgebiete von Biese und Uchte.

Die Fachleute des Landkreises bei der Unteren Naturschutzbehörde kritisieren u.a., dass das Tötungsrisiko für zahlreiche geschützte Vogelarten insbesondere in den streng geschützten Elbauen durch die Errichtung der Bahn-Hochspannungsleitung wesentlich erhöht wird. Verschärfend kommt hinzu, dass die Bahn ihre neuen Masten neben die ebenfalls geplante 380-Kilovolt-Höchstspannungsleitung der Firma 50Hertz bauen will. Damit sollen zwei Stromleitungen direkt nebeneinander, mit bis zu 70 Meter hohen Masten und einer Vielzahl von Leitungen, von der Elbe bei Wittenberge bis Stendal durch den gesamten Landkreis gebaut werden. Ab Seehausen Richtung Süden würde damit sogar eine extreme Hochspannungsleitungs-Schneise von drei Leitungen nebeneinander entstehen. Der Landkreis Stendal fordert in seiner Stellungnahme deshalb die Bahn auf, statt dem Neubau einer eigenen Leitung die Mitnahme der Bahn-Stromleitung auf den Masten der 380-kV-Leitung zu prüfen.

Landkreis, BUND und NABU stellen fest, dass die Auswirkungen der geplanten Bahn-Stromtrasse unbedingt in Zusammenhang mit der direkt daneben geplanten 380-kV-Höchstspannungsleitung geprüft werden müssen. „Der Verlauf der 110-kV-Leitung in direkter Nachbarschaft mit der 380 kV-Leitung bildet eine Trasse, deren Auswirkung bisher in keinster Weise abschätzbar ist“, heißt es in der Stellungnahme des Landkreises.

Auch die Hansestadt Seehausen fordert diese Gesamtbetrachtung der beiden Bauvorhaben. Beide Stromtrassen sind viel zu dicht an Wohnhäusern geplant, kritisiert die Stadt in ihrer Stellungnahme. Zu Wohnhäusern am östlichen Seehäuser Stadtrand hält die geplante Bahn-Hochspannungsleitung weniger als 200 Meter Abstand, in einigen Fällen keine 100 Meter. Die Stadt befürchtet deshalb erhebliche gesundheitliche Beeinträchtigungen für die dort wohnenden Menschen und lehnt dieses Vorhaben der Bahn ab. Aber auch die Zerstörung des Landschaftsbildes und die damit verbundenen negativen Folgen für den Tourismus in der elbenahen Region werden von der Stadt in ihrer Stellungnahme kritisiert und abgelehnt: „Die geplante Leitung stellt einen erheblichen Eingriff in die Harmonie und Schönheit der Landschaft dar und aufgrund dessen sind erhebliche Einbußen im naturnahen Tourismus zu befürchten“.

Die Stadt Osterburg äußert in ihrer Stellungnahme ebenfalls erhebliche Bedenken gegen den Neubau zweier Hochspannungsleitungen direkt nebeneinander und fordert die Bahn auf, ihre Leitung an der bestehenden bzw. geplanten Freileitungstrasse anzuhängen, um den Flächenverbrauch so gering wie möglich zu halten. Für diese geplante 380 kV-Höchstspannungs-Freileitung mit ihren 60 bis 70 Meter hohen Masten fordert Osterburg allerdings die Verlegung als Erdkabel, eine Forderung, die auch die Umweltverbände, die Stadt Seehausen und auch der Landkreis vertreten. In dem Fall gäbe es dann auch für die Bahn keine Masten, an denen sie ihre Leitungen hängen könnte.

Kontakt:

Christian Kunz, BUND-Landesgeschäftsführer, Tel.: 0391/5630 7814; Funk: 0171/10 69 256

Susanne Bohlander, Vorsitzende BUND-Kreisgruppe Stendal, E-Mail: s-bohlander@t-online.de, Tel.: 039397/973895

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