BUND Sachsen-Anhalt

Sichtung einer vom Aussterben bedrohten Kreuzotter am Grünen Band in der Nähe von Arendsee

29. Oktober 2020

Kreuzotter am Grünen Band bei Arendsee (Autor: Jürgen Starck)

Ein weiterer Erfolg im Rahmen des Landesprogramms „Artensofort-Förderung“ des Ministeriums für Umwelt, Landwirtschaft und Energie (MULE) wird sichtbar

 

Laut eines Berichts des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt aus dem Jahr 2015, der sich unter anderem auf eine Auswertung von Völkl & Thiesmeier (2002) bezieht, geht man davon aus, dass sich der Bestand der Kreuzotter (Vipera berus) in den letzten 100 Jahren um 50-70% verringert hat (!), wobei lokale Bestandseinbußen deutlich höher liegen können. Auf der aktuellen „Roter Liste“ für das Bundesland Sachsen-Anhalt aus dem Jahr 2020 gehört die Kreuzotter zu den vom Aussterben bedrohten Arten und auch bundesweit wird sie als stark gefährdet eingestuft.

 

Umso bedeutender ist daher jetzt der Fund einer Kreuzotter am Prezeller Weg, in der Nähe von Arendsee, durch Jürgen Starck, der den BUND in diesem Abschnitt des Grünen Bandes tatkräftig bei der Suche nach den seltenen Tieren unterstützt.

 

Es ist ein weiteres Zeichen dafür, dass sich der Aufwand, der in Form von Artenhilfsmaßnahmen, wie der Anlage von sicheren Versteck- und Sonnenplätzen, die geschützt vor Wildschweinen angelegt werden, auszahlt. Diese Maßnahmen werden seit 2019 von der Koordinierungsstelle Grünes Band des BUND Sachsen-Anhalt im Rahmen des Landesprogramms „Artensofortförderung“ des MULE durchgeführt. Das Projekt läuft bis Ende 2021 und der jetzige Fund einer der vom Aussterben bedrohten Kreuzottern ist ein eindeutiger Beweis, dass sich die Bemühungen um das Biotop am Grünen Band auszahlen.

 

Besonders bedeutend wird der Fund dadurch, dass in allen anderen Untersuchungsgebieten in der Altmark bisher keine Nachweise der Kreuzotter erbracht werden konnten. Dies trifft auch auf die Gebiete zu, die in der Vergangenheit als Fundpunkte der Vipern bekannt waren. Dies verdeutlicht nochmals die desperate Situation dieser Reptilienart.

 

Die gefundene Kreuzotter gehört mit ihren etwa 25cm Länge zu den Jungtieren. Erwachsene Kreuzottern erreichen eine Durchschnittslänge von 50-70cm. Die Schlangen werden in freier Natur 8-12 Jahre alt. Die Nachkommen werden von den Weibchen im August lebend geboren, wobei ein Wurf in der Regel 5-10 Junge umfasst. Die Färbung der Tiere passt sich stark ihrer Umgebung an, so dass von silbergrau und gelb über hell- und dunkelgrau, braun, blaugrau, orange, rotbraun und kupferrot bis schwarz jede Färbung möglich ist. Die Weibchen sind dabei meist braun, rötlich oder beige mit dunkelbraunem Zick-zack-Band.

 

Mit ihrer besonderen Fähigkeit ihre Rippen aktiv abzuspreizen und ihren Körper dadurch zu verbreitern, um eine größere Fläche für die Wärmeaufnahme beim Sonnen zu schaffen, hat sie sich einen sehr großen Lebensraum erschlossen. Die Kreuzotter besitzt von allen Vipern das nördlichste Verbreitungsgebiet. Sie fühlt sich dabei am wohlsten in Gebieten mit starken Tag-Nacht-Temperaturschwankungen und hoher Luftfeuchtigkeit. Bevorzugt werden strauchreiche Waldschneisen, More, Heiden, feuchte Niederungen und vergraste Kahlschläge mit reichlich Totholzanteil. Obwohl Deutschland ganzflächig im europäischen Verbreitungsgebiet liegt, fehlt die Art im mittleren Westen und weist auch im mittleren Ostdeutschland z.T. große Verbreitungslücken auf.

 

Die Tiere sind tagaktiv mit Sonnenbädern vor- und nachmittags und obwohl es sich um eine Giftschlange handelt gelten sie als für den Menschen ungefährlich. Von Oktober/November bis März April fallen sie in Winterstarre. Ab März bis Mai finden denn Paarung und Häutung in den Frühjahrsquartieren statt.

 

Auf seinen Wanderungen durch die Gegend, in der er die Kreuzotter jetzt nachgewiesen hat, begegnet Jürgen Starck auch immer wieder den von der Kreuzotter bevorzugten Futtertieren, wie Mäusen, Eidechsen und Fröschen. Leider ist die Anzahl dieser Futtertiere nicht so hoch, wie man es wünschen würde. Daher ist es wichtig dafür zu sorgen, dass sich der Bestand dieser Arten am Grünen Band wieder erhöht, damit sich auch die Viper in diesem Biotop wieder noch weiterverbreiten kann.  

 

Für Rückfragen:

Dieter Leupold, BUND Sachsen-Anhalt e.V.; Projektleiter Grünes Band
Tel.: 0151/12558830

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