BUND Sachsen-Anhalt

Spätsommerexkursion Altmark 2018

Die diesjährige Exkursion des Landesarbeitskreises Feldherpetologie führte uns in die westliche Altmark. Geplante Zielarten waren neben der Kreuzotter auch Glattnatter und Feuersalamander. Die Waldeidechse sollte in einigen Messtischblattquadranten ebenso neu bestätigt werden, da die letzten gemeldeten Funde bereits in die Jahre gekommen sind. 

Feuersalamander, Glattnatter und Kreuzotter waren die Zielarten in der Altmark (Fotos: A. Westermann)

Als Ausgangspunkt für die einzelnen Ziele diente der Ferienpark Zichtau, etwa 14 Kilometer nordwestlich von Gardelegen. Mit direkter Lage im Feuersalamandervorkommen „Zichtauer Berge und Klötzer Forst“ und den beschaulichen Bungalows bot er ab Freitag gute Voraussetzungen für herpetologische Erfolgserlebnisse. Im „Jagdzimmer“ des Parks wurden noch am Ankunftsabend die Reiseziele und Zielarten besprochen. Weitere Kurzvorträge zur Mauereidechse und dem diesjährigen „Froschcamp“ lockerten den Abend auf. Das bunte Programm und die Hausbar des Ferienparks gaben Anlass zu anregenden Diskussionen, bevor die rot gepinselten Hochbetten bezogen wurden, um in den exkursionsreichen Samstag zu starten. 

Der erste Exkursionstag mit sechs Exkursionspunkten bei Tag und einem bei Nacht, kann als ehrgeizig bezeichnet werden und wurde an einer alten Burgruine in Jemmeritz begonnen. Neben den alten Mauern und Steinhaufen wurden auch das Gewässer „Bäke“ und eine Schlagflur im Forst untersucht. Die Gruppe von etwa 20 Teilnehmer*innen unterschiedlichsten Alters fahndete zwar erfolglos nach der Glattnatter. Belohnt wurde die Suche dafür aber durch Teichmolche in der Landtracht und adulte Grasfrösche, die im Buchenlaub Unterschlupf suchten.

 

Untersuchtes Gebiet um Jemmeritz mit Nachweisen von Teichmolch und Grasfrosch.

Als zweites Exkursionsziel stand die Besichtigung von Ausgleichs-/ und Ersatzmaßnahmen zur Förderung der Glattnatter und weiteren Reptilienarten bei Schwiesau auf dem Plan. Auch hier entzog sich die Zielart den Blicken der Herpetolog*innen. Immerhin konnten zahlreiche Zauneidechsen als Nahrungsgrundlage für die Art auf den Geröllhaufen und am Ackerrand nachgewiesen werden. Passend zur Lehrbuchmeinung, nach der adulte Männchen in dieser Jahreszeit kaum noch aktiv sind,  wurden nur noch juvenile Tiere und ein adultes Weibchen in der Septembersonne entdeckt. Erfreulicherweise wurden diese durch weitere Nachweise von Blindschleichen und Waldeidechsen ergänzt, sodass für letztgenannte Art sogar ein aktueller Nachweis für den Messtischblattquadranten bestätigt werden konnte. 

Exkursionsziel A/E-Maßnahme bei Schwiesau. Zauneidechsen konnten bestätigt werden.
Kleiner Wasserfrosch im Teich des Naturparkzentrums in Kämkerhorst.

Die Mittagspause wurde in der Naturschutzstation Kämkerhorst des Naturparks Drömling verbracht, wo uns Fred Braumann eine interessante Führung durch das Gelände bot. Selbst bei der Brotzeit wurde nicht vom Ziel abgewichen: Die Jung-Herpetolog*innen wateten bewaffnet mit Keschern hochmotiviert durch den großen Teich im Erlebnisgarten des Zentrums, um Grünfrösche für die Artbestimmung zu fangen. Tatsächlich konnte dabei neben zahlreichen Teichfröschen auch ein Vorkommen des deutlich selteneren Kleinen Wasserfroschs bestätigt werden, womit auch für diese Art ein aktuelles Vorkommen für einen weiteren Messtischblattquadranten der Altmark dokumentiert wurde. 

Weitere Froschlurchvorkommen kamen an unserem nächsten Exkursionspunkt, dem Jeggauer Moor, hinzu. Nach einer kurzen Einführung durch Fred Braumann zur historischen und aktuellen Nutzung sowie der kürzlich stattgefundenen, naturschutzfachlichen Grabenpflege, konnten dort zahlreiche Moor- und Grasfrösche in den Gräben beobachtet werden. Die „Tümpelchecker“, eine Kinder- und Jugendgruppe aus der westlichen Altmark, die sich unter Leitung von Ralf Knapp und Aniko Häder intensiv der Erforschung und dem Schutz von Fröschen, Kröten, Echsen, Schlangen und Co. widmet, machten zudem Ihrem Namen alle Ehre und füllten ihre Lupengläser mit Neunstachligem Stichling und verschiedenen Wirbellosen. 

Impressionen aus dem Jeggauer Moor. Bestätigt wurden Moorfrosch (Bild Mitte links) und Teichfrosch (Bild Mitte rechts).

Unser nächster Exkursionspunkt führte uns in die nordwestlichen Ausläufer der Colbitz-Letzlinger Heide bei Klosterneuendorf. Dort wurde ein Komplex aus Forsten, Bruchwäldern und Seggenrieden um den Jävenitzer Moor Bach herum aufgesucht, um mögliche, bisher unentdeckte Vorkommen des Feuersalamanders aufzuspüren. Die Gewässer waren leider kaum für die Art geeignet, so dass auch intensives Wenden von Totholz und Steinen nicht zum Erstnachweis der Art für das Gebiet führte. Immerhin sprangen auch hier Moor- und Grasfrosch in den Bulten umher. Daneben sorgten der Nachweis einer Blindschleiche, die unseren Weg querte, und der Fund eines Bergmolchmännchens in Landtracht unter einem Totholzstamm  für Begeisterung bei den Alt- und Jung-Herpetolog*innen. 

Der Feuersalamander konnte nicht bestätigt werden. Dafür ergänzt ein Fundpunkt des Bergmolches zukünftig das Gebiet.

Das FFH-Gebiet „Kellerberge nordöstlich Gardelegen“ stand als abschließender Exkursionspunkt des Tagesprogramms auf dem Plan. Die mit Schafen beweidete Heidelandschaft stellt einen sehr wertvollen Lebensraum für zahlreiche Tierarten dar. Leider verliefen auch hier die Suche nach der sehr versteckt lebenden Glattnatter und die Kontrolle eines Altnachweises der Kreuzotter erfolglos. Ein Vorkommen der Zauneidechse wurde immerhin durch Häutungsreste erbracht. Für Begeisterung sorgte hier vor allem der Fund einer Kreuzkröte, die unter einem Stein Unterschlupf suchte. Als farbenfroher Höhepunkt wurde eine männliche Rote Röhrenspinne (Eresus cinnabarinus) festgestellt, die den Rückweg zu den Autos etwas verzögerte. 

Die Kellerberge mit Heidecharakter und den Arten Kreuzkröte und Rote Röhrenspinne.

Nach erfolgreicher Absolvierung des Tagesprogramms wurde das Erlebte in der „Altmärker Schweiz“ in rustikalem cross-over Ambiente besprochen. Nach einer guten Portion Bauernfrühstück und kühlen Getränken wurde die Nachtexkursion in Angriff genommen. Als Ziel stand ein bekanntes Vorkommen des Feuersalamanders im Zichtauer Forst auf dem Plan. Dort wurde ein Bachlauf im Wald intensiv durch die Hereptolog*innen mittels Taschenlampen auf Feuersalamander abgesucht. Leider erbrachte die nächtliche Nachsuche am Bachlauf  und an den Quellbereichen aufgrund der lang anhaltenden Trockenheit keine Ergebnisse. Auffällig war, dass selbst zwei Meter neben Gewässern schon kaum noch Feuchtstellen zu erkennen und die vom Feuersalamander bevorzugten Verstecke unter feuchtem Holz kaum zu finden waren. Trotz ausbleibender Salamanderfunde hatten insbesondere die Jung-Herpetolog*innen einen riesen Spaß beim nächtlichen Abenteuer im Wald.

Gegen 01:00 Uhr wurde der Rückweg angetreten, um den restlichen Abend gemütlich im Ferienpark ausklingen zu lassen. 

Am Sonntag führte uns der letzte Exkursionspunkt zum alten Schießplatz bei Berge. Dieser präsentierte sich im vorderen Bereich noch mit ordentlichem Knallen und Büchsendonnern durch den örtlichen Schützenverein, bevor sich eine wunderbare Heidefläche vor uns auftat. Auch in diesem Gebiet wurden Zauneidechsen und Blindschleichen nachgewiesen. Die Glattnatter ließ sich aber auch hier nicht blicken. Neben den Reptilienarten sorgten hier vor allem auch die Wirbellosen wie z.B.  die Blauflüglige Ödlandschrecke, Warzenbeißer, Feldgrille, Holzameise und erneut die rote Röhrenspinne für Begeisterung bei den Exkursionsteilnehmer*innen.

Der Schießplatz beeindruckte mit Heideblüte, Zauneidechse und Warzenbeißer.

Insgesamt können wir auf zwei Tage volle interessanter Eindrücke zurückblicken, wenngleich die erhofften „big three“ unserer Exkursion ausblieben. Die Artenliste mit 6 Amphibien- und 3 Reptilienarten sowie zahlreichen, z.T. gefährdeten wirbellosen Tieren kann sich dennoch sehen lassen. Unser Dank geht an alle Teilnehmer*innen, die unsere Exkursion mit Fragen und tollen Diskussionen bereicherten! Besonderer Dank geht zudem an die lokalen Experten Fred Braumann und Ralf Knapp, die uns ein interessantes Exkursionsprogramm boten und uns zu den „Perlen“ der westlichen Altmark führten. Der LAK blickt zufrieden auf ein sehr interessantes und abwechslungsreiches Veranstaltungswochenende zurück. 

 

 

Die Bilder stammen, soweit nicht anders angegeben von Teilnehmer*innen der Exkursion.

 

 

 

Julian Kolleck & Marcel Seyring

BUND-Bestellkorb