BUND Sachsen-Anhalt

Internationaler Tag der Biologischen Vielfalt am 22. Mai:

21. Mai 2022 | BUND, Grünes Band, Naturschutz, Nachhaltigkeit, Lebensräume

Der BUND Sachsen-Anhalt e.V. arbeitet tagtäglich dafür, das Aussterben weiterer Arten durch geeignete Maßnahmen zu stoppen!

Es summt und brummt über der grün leuchtenden Wiese mit vielfältigen bunten Blütentupfern. Ein Sinneserlebnis, das so leider nur noch selten zu finden ist in unserer Landschaft. Neben dem Klimawandel stellt der dramatisch zunehmende Verlust der Artenvielfalt eine der zentralen Ursachen dafür da und uns somit vor enorme Herausforderungen für die Zukunft.

Am „Internationalen Tag der Biologischen Vielfalt“ am 22. Mai weist der BUND Sachsen-Anhalt e.V. auf die besondere Bedeutung von artenreichem Grünland hin:

Dieses beherbergt eine Vielzahl verschiedener Pflanzenarten, die wiederum die Lebensgrundlage für zahlreiche Insekten und andere Tiere bilden. Gerade Insekten spielen im Naturhaushalt eine wichtige Rolle: Sie erbringen vielfältige Ökosystemleistungen für den Menschen, so sind sie u.a. essentiell für die Bestäubung vieler Pflanzenarten oder bei der Zurückdrängung von Schädlingen, spielen aber auch als Nahrungsgrundlage für viele insektenfressende Arten eine zentrale Rolle. Insekten und andere Kleinlebewesen bilden die Basis weitverzweigter Nahrungsnetze, die zu zerreißen drohen, wenn Insekten als Nahrungsgrundlage ausfallen.

Im Rahmen des im Bundesprogramm Biologische Vielfalt seit 2019 geförderten Projektes „Quervernetzung Grünes Band“ hat der BUND Sachsen-Anhalt e.V. es sich zur Aufgabe gemacht, ausgehend vom Grünen Band die Biodiversität auf angrenzenden Flächen zu erhöhen. In den Projektflächen in der Landgraben-Dumme-Niederung nördlich von Salzwedel spielt Feuchtgrünland eine zentrale Rolle. Die Erfahrungen aus diesem Projekt und vorangegangenen Vorhaben zeigen, dass der Verlust der Artenvielfalt durch geeignete Maßnahmen gestoppt werden kann und eine Trendwende beim Artensterben möglich ist.

Auf vielen Projektflächen des BUND hat sich im Laufe der Jahre eine deutliche Zunahme des Artenreichtums bei Pflanzen gezeigt. Während intensiv genutztes Grünland oftmals nur noch ein Dutzend Pflanzenarten aufweist, beherbergen die Projektflächen des BUND oftmals weit über 40 Arten. Zentrale Voraussetzung für diese Entwicklung sind eine angepasste landwirtschaftliche Nutzung mit dem Verzicht auf Dünger und Pestizide sowie angepasste Nutzungs- und Mahdzeiten und Besatzdichten. Bei Moorstandorten ist zudem eine Verbesserung des Wasserhaushaltes wichtig. Daher verwundert es auch nicht, dass solche artenreichen Wiesen auch viele Insektenarten beherbergen, darunter auch zahlreiche deutschlandweit bedrohte Arten.

„Wir kennen die Stellschrauben aus zahlreichen Modellvorhaben und -gebieten, um den Artenverlust im Grünland zu stoppen. Es muss jetzt darum gehen, diese Erfahrungen in großem Maßstab in die Fläche zu übertragen. Dafür müssen insbesondere Anreize für die Landwirtschaft geschaffen werden, sich an solchen Maßnahmen zu beteiligen. Es muss sich auch für die Landnutzenden ökonomisch lohnen, einen Beitrag für den Erhalt der Artenvielfalt zu leisten. Die gesellschaftliche Akzeptanz dafür ist vorhanden, es muss jedoch seitens der Politik schnell gehandelt werden, denn für viele Arten ist es kurz vor Zwölf“ so Dieter Leupold, Projektleiter Grünes Band Sachsen-Anhalt beim BUND.

Der BUND kann aber nicht nur Erfolge beim Erhalt und der Förderung artenreichen Grünlandes vorweisen. Auch bei einigen Vogelarten des Offenlandes konnte in den letzten Jahren eine positive Trendumkehr in den Projektgebieten am Grünen Band erreicht werden. So wurde durch intensive Geländearbeit und Beratung der landwirtschaftlichen Betriebe beim Braunkehlchen in den zurückliegenden Jahren eine Verdreifachung des Bruterfolges vermeldet. Neben Insektenreichtum des Lebensraumes ist für diesen Bodenbrüter eine an den Brutverlauf angepasste Nutzung der Grünlandflächen von ausschlagegebender Bedeutung. Auch beim Kiebitz zeichnet sich in den letzten beiden Jahren eine positive Entwicklung ab: Während in vielen Gebieten der Bruterfolg stark rückläufig ist und der Bestand stark abgenommen hat, zeigt sich auf den BUND-Projektflächen eine andere Tendenz. In speziell gestalteten Bruthabitaten an den Brietzer Teichen konnte sowohl 2021 als auch in diesem Jahr ein vollständiger Schlupferfolg ohne einen einzigen Gelegeverlust während der Brutzeit festgestellt werden, mit steigender Tendenz der brütenden Paare. Auch beim Schutz dieses Charaktervogels der altmärkischen Landschaft ist der Erhalt feuchter Wiesen der entscheidende Faktor. Diese inzwischen stark gefährdete Vogelart benötigt zum Überleben artenreiches Grünland mit vielen Insekten als Nahrungsgrundlage, insbesondere für die Jungvögel, und ausreichend Feuchtstellen als Schutz der Gelege vor Räubern.

„Diese Voraussetzungen sind nur in enger Kooperation und Abstimmung mit der Landwirtschaft zu erreichen. Wir stehen daher in unseren Projekten in einem engen und regelmäßigen Austausch mit den Betrieben, um gemeinsam nach Lösungen zu suchen“ betont Ine Pentz, Projektkoordinatorin beim BUND Sachsen-Anhalt e.V. für das Projekt „Quervernetzung Grünes Band“.

Daher verwundert es auch nicht, dass im Rahmen dieses bundesweiten Projektes die Kooperation mit der Landwirtschaft in allen fünf ausgewählten Modellregionen am Grünen Band eine zentrale Rolle einnimmt.

Artenvielfalt erleben

Am Sonnabend, den 21. Mai um 14 Uhr besteht für die interessierte Öffentlichkeit die Möglichkeit eine besonders artenreiche Feuchtwiese im Cheiner Torfmoor zusammen mit den Expert*innen des BUND näher kennenzulernen. Ein transportabler Bohlensteg erschließt eine artenreiche Feuchtwiese mit zahlreichen Orchideen und anderen gefährdeten Pflanzenarten. Das Cheiner Torfmoor beherbergt mit über 8.000 blühenden Exemplaren eine der größten Populationen des Breitblättrigen Knabenkrauts, einer Art für die Deutschland eine internationale Verantwortung für das Überleben trägt. Auch die wahrscheinlich größte verbliebene Population des vom Aussterben bedrohten Torfwiesen-Scheckenfalters ist am Cheiner Moor zu finden. Bei sonnigem und windstillem Wetter sollten auch erste Exemplare zu sehen sein.

Für diese Wanderung ist eine Anmeldung unter oeffentlichkeit@bund-sachsen-anhalt.de erforderlich.

Daneben kann diese Fläche im Cheiner Torfmoor aber auch auf eigene Faust erkundet werden, ebenso wie eine Orchideenwiese an den Brietzer Teichen von einem festen Bohlensteg aus. Wegbeschreibungen finden sich unter www.bund-sachsen-anhalt.com/service/publikationen/.

Diese Naturschutzmaßnahmen werden im Rahmen des Projektes „Quervernetzung am Grünen Band“ durchgeführt. Das Projekt wird gefördert durch das Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) im Bundesprogramm Biologische Vielfalt sowie durch den Bayerischen Naturschutzfonds.

 

Quervernetzung am Grünen Band

Im Projekt „Quervernetzung Grünes Band“ (Oktober 2019 – September 2025) ist das Ziel, das Grüne Band an landes-, bundes- oder sogar europaweit bedeutsame Biotopverbundachsen anzubinden und so seine Funktion als Rückgrat des Biotopverbunds zu stärken.

Überregionale Biotopverbundachsen werden in Zukunft eine immer größere Bedeutung für den Schutz der biologischen Vielfalt und die Erhaltung von Ökosystemleistungen haben. Hierzu müssen für die Verbundfunktion wichtige Gebiete naturschutzfachlich aufgewertet und entwickelt werden. Dadurch vergrößert sich der ökologische Verbund, Tiere und Pflanzen können sich wieder ausbreiten und weitere Arten ein Refugium finden.

In dem Projekt wird beispielhaft und in verschiedenen Ansätzen erprobt, wie zusammen mit Landwirtinnen und Landwirten, Landschaftspflegeverbänden, Schutzgebietsverwaltungen, Behörden und Gemeinden landschaftliche Elemente für einen Biotopverbund entwickelt und dauerhaft erhalten werden können. Außerdem sollen neue Biotope entstehen, besonders für Insekten. Hierfür werden u. a. wertvolle Strukturelemente wie Teiche, Steinriegel oder Hecken angelegt. Weiterhin werden die Bedeutung von Lebensraumnetzen weiter bekannt gemacht, Akzeptanz dafür geschaffen und sie für Menschen erlebbar gemacht.

Weitere Infos unter: https://www.bund-sachsen-anhalt.com/gruenes-band/quervernetzung-gruenes-band

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