BUND Sachsen-Anhalt

Atommülllager Morsleben - BUND: Stilllegung aus der Sackgasse holen!

08. Februar 2018 | Atomkraft, Energiewende

Vor 25 Jahren wurden die Planungen für die Stilllegung des Atommülllagers Morsleben begonnen. Schon im Jahr 2010 sind Versuche für Betonverschlüsse im Gipsgestein vor dem Einlagerungsbereich "Ostfeld" fehlgeschlagen. Eine neue Lösung ist nicht in Sicht.

Magdeburg, 8.2.18: Vor 25 Jahren wurden die Planungen für die Stilllegung des Atommülllagers Morsleben begonnen. Schon im Jahr 2010 sind Versuche für Betonverschlüsse im Gipsgestein vor dem Einlagerungsbereich "Ostfeld" fehlgeschlagen. Eine neue Lösung ist nicht in Sicht.

"Die zuständige Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) muss das gescheiterte Verschlusskonzept im Ostfeld aufgeben. Die Sicherheit für Mensch und Natur steht auf dem Spiel", fordert Ralf Meyer Landesvorsitzender des BUND Sachsen-Anhalt. "Die Situation zwischen Betreibern und Genehmigungsbehörden ist verfahren – wir brauchen jetzt einen öffentlichen Begleitprozess, in dem die strittigen Punkte offengelegt und Alternativen vorgestellt werden", ergänzt Oliver Wendenkampf, Sprecher des BUND-Landesarbeitskreises Energie.
Der BUND und die Bürgerinitiativen wollen keine vagen Ideen „mit Forschungscharakter“, sondern Pläne mit dem konkreten Nachweis über die technische Machbarkeit hier und heute. Für das erst ab 1994 genutzte Ostfeld müssen andere Lösungen vorgelegt werden. Eine Räumung wäre dabei eine denkbare Option. Dazu fordert der BUND die Rückholung der zwischengelagerten hochradioaktiven Quellen wie beispielsweise das Radiumfass. Damit werde das Strahlungsinventar auf die Hälfte reduziert.

BUND und Bürgerinitiativen wie die BI Morsleben begrüßen die Zusagen von Betreibergesellschaft und Genehmigungsbehörden, jetzt aktuelle Fachdokumente online zu stellen. Das Nationale Begleitgremium zum Standortauswahlgesetz hat in Magdeburg getagt und die Forderung des BUND nach einem wirksamen Begleitprozess für das Morsleben-Verfahren nachdrücklich unterstützt. Initiativen, Umweltverbände, Bürger, Landkreise und Gemeinden sollen daran teilnehmen können. 

"Fünf Jahre Stillstand wäre unter den Augen einer informierten Öffentlichkeit kaum möglich gewesen. Der Begleitprozess muss mit einer öffentlichen Fachkonferenz beginnen", fordert Landesvorsitzender Meyer abschließend, "die Pläne müssen auf den Tisch!".

Rückfragen: 
Andreas Fox, mobil: 0175 566 6710

Hintergrund:

Morsleben weckt Erinnerung an die Atommüllkippe Asse. So wie in der Asse in den 1970er-Jahren Atommüll abgekippt wurde, wurde der strahlende Müll bis 1998 im ERAM bei Morsleben in einem ungeeigneten Altbergwerk eingelagert. Das vor 25 Jahren begonnene Planfeststellungsverfahren schleppt sich dahin, bis heute gibt es keinen verbindlich geprüften Stilllegungsplan.
Seit Mitte 2017 ist die neue Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) auch für Morsleben – und damit für den Betrieb und den Stilllegungsplan – zuständig. Das Umweltministerium in Sachsen-Anhalt ist derzeit noch Genehmigungsbehörde. Sollte die BGE die bisherigen Planungen zurückziehen, könnte das neue Bundesamt für kerntechnische Entsorgungssicherheit (BfE) Genehmigungsbehörde werden. Damit läge alles ausschließlich im Wirkungsbereich des Bundes; Sachsen-Anhalt als betroffenes Bundesland wäre weitgehend außen vor. Dies lehnt der BUND Sachsen-Anhalt ab.
Die konkrete Stilllegungsplanung liegt seit fünf Jahren faktisch auf Eis. Zentrales Problem ist das erst in bundesdeutscher Verantwortung für die Einlagerungen benutzte Ostfeld. Die Zugänge führen durch gipsartigen, spröden Anhydrit. Schon 2010 sind die Versuche mit Betonstopfen im Anhydrit gescheitert, seither ist dazu nichts passiert. Die neue Bundesgesellschaft muss das gescheiterte Verschlusskonzept im Anhydrit aufgeben und Alternativen offenlegen, so die Forderung des BUND. 
Die BGE als Betreiberin und Antragstellerin für das Atommülllager Morsleben muss jetzt Vorschläge machen, wie es weitergehen soll. Ein geeigneter Rahmen, um den notwendigen öffentlichen, transparenten Begleitprozess zu beginnen, wäre eine öffentliche Konferenz, auf der mögliche Alternativen zur Diskussion gestellt werden. Die Zusage von Betreibern und Genehmigungsbehörden, auch die relevanten Gutachten und Dokumente der letzten Jahre online zu stellen, ist dazu ein wichtiger Schritt. Der BUND hatte die Klagen mitgetragen, die zur Einstellung der Einlagerungen führten. 

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