BUND Sachsen-Anhalt

Baumfällungen im Winter - Schleichender Tod der Alleen in Sachsen-Anhalt

07. Februar 2018 | Lebensräume, Naturschutz

Der BUND fordert, den Schutz der Alleen konsequent umzusetzen, wie es im Naturschutzgesetz des Landes vorgesehen ist.

BUND fordert eine Landes-Konzeption zum Schutz der Alleen

Magdeburg, 7.2.18: In Sachsen-Anhalt werden zahlreiche Alleebäume gefällt – vor allem im Winter. Aufgrund einer unzulänglichen Auslegung gesetzlicher Regelungen wird nur selten nachgepflanzt. Ein wesentlicher Teil unserer Kulturlandschaft ist daher gefährdet. Der BUND fordert, den Schutz der Alleen konsequent umzusetzen, wie es im Naturschutzgesetz des Landes vorgesehen ist.

„Nachpflanzungen gefällter Bäume erfolgen selten oder gar nicht – unabhängig welche Behörde verantwortlich ist“, kritisiert Ulrich Klaus, Alleenexperte des BUND in Sachsen-Anhalt. „Fällungen sind dagegen gang und gäbe. So bestehen unzählige Alleen nur noch aus spärlichen Einzelbäumen, traurigen Resten vergangener Pracht.“ Als Grund für die wenigen Nachpflanzungen sieht der BUND eine Auslegung rechtlicher Bestimmungen, die den Alleen-Paragraphen des Naturschutzgesetzes weitgehend aushebelt.
Nach der Landesgesetzgebung muss der Alleenbestand durch die zuständigen Behörden „im Rahmen von Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen rechtzeitig und in ausreichendem Umfang“ durch Neuanpflanzungen gesichert werden. Die Zuständigkeit liegt je nach Straßenkategorie bei den Kommunen oder der Landesstraßenbaubehörde. Diese begründen die fehlenden Nachpflanzungen meist mit der Regelung „RPS 2009 – Richtlinie für passiven Schutz an Straßen durch Fahrzeug-Rückhaltesysteme“. Die strengen Auflagen dieser Richtlinie für Mindestabstände der Bäume zur Fahrbahn gelten nur für neu anzupflanzende Alleen.
„Diese Regelung wird oftmals unkorrekt angewendet. Schon im Frühjahr 2017 hat das Bundesverkehrsministerium alle Straßenbaubehörden informiert, dass diese Vorschrift nicht für Lückenbepflanzungen gilt. Nachpflanzungen können also in der Flucht der alten Allee vorgenommen werden und wir erwarten, dass dies zur Sicherung des Bestandes unverzüglich am alten Ort geschieht. Das ist auch geltendes Recht des Landes“, erläutert Klaus. „Wir beobachten auch, dass Bepflanzungen der Lücken einen höheren Verwaltungsaufwand darstellen und daher ungerne umgesetzt werden. Nicht zuletzt befürchtet mancher Behördenmitarbeiter im Falle eines Unfalls ein unkalkulierbares persönliches Haftungsrisiko – das darf nicht sein!“ 
Der BUND fordert die Landesregierung auf, eine Alleen-Konzeption für Sachsen-Anhalt zu entwickeln und eine Offensive zur Wiederanpflanzung zerstörter Alleen umzusetzen, um das Naturschutzrecht einzuhalten.

Hintergrund: Sachsen-Anhalt war einstmals ein Land der Alleen. Pappeln wurden an den Kreuzungen gepflanzt, an den Landstraßen vor allem Obstbäume. Früher dienten sie zur Versorgung mit Obst, sie bieten aber auch Schutz gegen Schneeverwehungen, spenden Schatten, helfen bei der Orientierung im Nebel und versorgen Insekten mit Nektar. Alleen sind ein fester Bestandteil unserer Kulturlandschaft. 

Rückfragen: Ulrich Klaus, uk@ag-strassenbaum.de, 0163 129 6500
Hans-Jürgen Paasch, paasch@buchgestalter.eu, 0151 5566 4765 

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