BUND Sachsen-Anhalt

Zehn Jahre Jahrhunderthochwasser an Elbe und Saale: Vom Hochwasser zur Dürre

05. Juni 2023 | Flüsse & Gewässer, Klimawandel, Lebensräume, Naturschutz

Klimakrise macht aktives Wassermanagement von Bund und Ländern zwingend notwendig

Blick vom einen zum anderen Elbufer Blick vom einen zum anderen Elbufer  (Dieter Damschen)

Magdeburg. Viele Menschen im Einzugsgebiet von Elbe und Saale werden sich dieser Tage an das Jahrhunderthochwasser vor zehn Jahren erinnern. Tagelange Regenfälle führten im Frühsommer 2013 zu katastrophalen Überflutungen – und das nur elf Jahre nach dem Hochwasser 2002. Da in Sachsen die Deiche nach ihrer Erneuerung gehalten hatten, stiegen die Elbe-Fluten ab Coswig (Anhalt) noch höher als 2002. An der Saale bei Groß-Rosenburg  sowie an der Elbe bei Aken und Fischbeck  brachen Deiche und ganze Landstriche in Sachsen-Anhalt standen unter Wasser.

Seit dem Hochwasser hat die Elbe ihre Auen kaum noch mit Wasser versorgt. Die Folgen von Trockenheit und Hitze sind sichtbar. Bäume in den Auwäldern sind stark geschädigt oder gar abgestorben. Landschaften und Auengewässer trocknen immer schneller aus und mit ihnen verschwinden Frösche, Vögel und Insekten. Angesichts von Dürren und Extremwetterereignissen braucht es deutschlandweit ein funktionierendes Wassermanagement, so der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND).

BUND-Geschäftsführer des Landesverbands Sachsen-Anhalt, Christian Kunz erläutert: „Hochwasser und Dürre sind beides Gesichter der Klimakrise und müssen gemeinsam betrachtet werden. Wir fordern, die natürlichen Wasserspeicher der Landschaft zu reaktivieren, damit ein möglichst hoher Anteil der Niederschläge zurückgehalten wird – als Reserve, denn die nächste Trockenperiode kommt bestimmt, aber auch zur Pufferung von Starkniederschlägen. Dazu sollten beispielsweise, wo es möglich ist, Flüsse ihre ehemaligen Überschwemmungsflächen zurückerhalten.“

 

Mehr Raum für Flüsse

Das erfolgreiche Modellprojekt Hohe Garbe als Teil des Biosphärenreservats Flusslandschaft Elbe befindet sich im Norden Sachsen-Anhalts. Hier hat das auenökologische Zentrum des BUND mithilfe der gezielten Schlitzung eines alten Deiches sowie der Aktivierung von Flutrinnen eine 420 ha große Auenlandschaft wieder an die Hochwasser-Dynamik der Elbe angeschlossen. Dadurch erfolgt eine Vernetzung des Flusses mit seiner Aue und die üppige Artenvielfalt des Biotops kann bewahrt werden. 

Dieter Leupold, Projektleiter Hohe Garbe und stellvertretender Landesvorsitzender: „Jede Aue muss regelmäßig überschwemmt werden, um lebendig zu bleiben. Ist das der Fall, sind sie wahre Allrounder im Hochwasser- und Klimaschutz: Sie speichern bis zu 30 Prozent mehr klimaschädliches CO2 in Form von Kohlenstoff, reinigen das Wasser und geben es bei Trockenheit nach und nach an die Landschaft ab. Als Lebensraum zählen intakte Auen zu den artenreichsten Biotopen Mitteleuropas. Es ist sehr wichtig, die verbliebenen naturnahen Auen zu erhalten, miteinander zu vernetzen und weitere Deichrückbau-Projekte umzusetzen.“

Durch Eindeichungen in der Vergangenheit sind nur noch weniger als ein Drittel der ursprünglichen Auen an den großen Flüssen in Deutschland vorhanden, davon keine 10 Prozent ökologisch funktionsfähig. Mit der nationalen Biodiversitätsstrategie hatte sich die Bundesregierung bis 2020 vorgenommen, die derzeitigen Auen um zehn Prozent zu vergrößern. Mit lediglich 1,5 Prozent Flächenzuwachs wurde dieses Ziel jedoch weit verfehlt. 

Christian Kunz: „Wir fordern von der Landesregierung, das Potential von naturnahen Flussläufen und Auen als Wasserspeicher in Sachsen-Anhalt zu nutzen und so künftigen Hochwasserereignissen und dem sich zuspitzenden Wassermangel gleichzeitig zu begegnen. Neben dem natürlichen Hochwasserschutz ist die Stärkung des Katastrophenschutzes unerlässlich, um Schäden abzuwenden und die Bevölkerung zu schützen.“

 

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