BUND Sachsen-Anhalt

BUND gelingt Erstnachweis der Wildkatze im Stadtgebiet von Halle

29. Juni 2023 | BUND, Wildkatze, Naturschutz

Der Bund für Umwelt und Naturschutz in Sachsen-Anhalt konnte ein Vorkommen der streng geschützten Europäischen Wildkatze erstmals innerhalb der Stadtgrenze von Halle nachweisen.

Ein Katzenkörper liegt auf Asphalt. Diese tote Wildkatze wurde von einem Autofahrer an den BUND gemeldet. Es war der Erstnachweis der Wildkatze in Halle (Saale).  (BUND)

Ein aufmerksamer Autofahrer hatte Ende Mai die Sichtung eines sandfarbenen Katzenkadavers an der B 91 Richtung Halle an das BUND-Wildkatzenbüro in Petersberg bei Halle gemeldet. Dem Team des BUND gelang es kurz darauf, den Körper der angefahrenen Katze zu sichern. Wildkatzen-Expertin Nicole Hermes stellte bereits vor Ort arttypische Merkmale fest, wie die verwaschene und kontrastarme Fellzeichnung, das stumpfe Schwanzende mit zwei bis drei getrennten schwarzen Ringen, der dünne dunkle Aalstrich auf dem Rücken sowie die kurzen schwarzen Fußunterseiten. Die genetische Analyse einer Gewebeprobe bestätigte den Verdacht mit dem Befund Felis silvestris, dem wissenschaftlichen Namen der Europäischen Wildkatze.

„Bei der Wildkatze handelt es sich um ein scheues Wildtier, dass die Nähe zum Menschen eher meidet. Deshalb gehen wir bei dem Totfund von einem entlang der Weißen Elster, Luppe oder Saale wandernden Tier aus. Ein Abgleich der genetischen Daten wird uns verraten, ob diese Katze in der Vergangenheit in der Datenbank erfasst wurde. Dadurch versuchen wir mehr über die Wanderbewegung dieser Wildkatze zu erfahren und wirksame Schutzmaßnahmen für ihre Artgenossen zu ergreifen.“, so Nicole Hermes, die Koordinatorin des BUND-Verbundprojektes „Wildkatzenwälder von morgen“ für Sachsen-Anhalt. Das bundesweite Projekt wird im Bundesprogramm Biologische Vielfalt gefördert und vom Umweltministerium Sachsen-Anhalt kofinanziert.

Ralf Meyer, Landesvorsitzender des BUND Sachsen-Anhalt ergänzt: „Es ist bedauernswert, dass die Wildkatze dem Straßenverkehr zum Opfer fiel. Dies ist die größte Gefahrenquelle für die solitär lebenden Tiere. Andererseits freue ich mich als Hallenser sehr über die Rückkehr und Ausbreitung der Wildkatzen bis in die Auen der Stadt.“

In mehreren ländlichen Gebieten Sachsen-Anhalts erfasste der BUND bereits Wildkatzen. Darunter sind Populationen im Harz, an der Mittelelbe und im Vorfläming. Die Nachweise gelangen dank der Hilfe zahlreicher Freiwilliger vorwiegend durch die Lockstockmethode. Im Leipziger Auwald werden bereits seit 2013 Wildkatzen nachgewiesen. Zusätzlich sind in den Naturschutzgebieten im Bereich der Elster-Luppe-Aue Wildkatzenvorkommen bekannt.


Kontakt zum Wildkatzenbüro

Falls Sie eine Wildkatze beobachten, versuchen Sie Video- und Fotoaufnahmen zu machen und melden Sie sich bitte beim Wildkatzenbüro unter wildkatze(at)bund-st.de oder unter 0151 23537190. Jede Meldung hilft dem Schutz der Art sowie der Wissenschaft.

Am Sonntag, den 2. Juli, informiert das Wildkatzenteam zwischen 11 und 16 Uhr im BUND-Umweltzentrum, Franzigmark 6 in Morl über die Wildkatzen und darüber, wie sich Freiwillige für ihren Schutz einsetzen können. Außerdem können Interessierte das Präparat einer Wildkatze mit dem einer Hauskatze vergleichen. Der Eintritt ist frei.
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Hintergrund:

Die Wildkatze fühlt sich besonders wohl in naturnahen Laub- und Mischwäldern. Das neue BUND-Projekt „Wildkatzenwälder von morgen“ verfolgt das Ziel, artenreichere und klimarobustere Lebensräume für die auch als Waldkatze bezeichnete Art zu schaffen. Dafür werden Wälder, Waldränder sowie Grünland nahe der Verbreitungsgebiete aufgewertet. Das Projekt wird von 2022 bis 2028 gefördert im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz. 
Bereits seit 2008 engagiert sich der BUND Sachsen-Anhalt für den Schutz der Europäischen Wildkatze.

 

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