BUND Sachsen-Anhalt

Gegen den Trend: 2022 zeigen sich die Schutzbemühungen des BUND Sachsen-Anhalt e.V. für Braunkehlchen: mehr erfolgreiche Bruten denn je!

31. August 2022 | BUND, Grünes Band, Naturschutz

Gegen den Trend: 2022 zeigen sich die Schutzbemühungen des BUND Sachsen-Anhalt e.V. für Braunkehlchen: mehr erfolgreiche Bruten denn je!

Seit den 1980er Jahren wurde von Ornithologen auf den Rückgang der Braunkehlchen hingewiesen, den Vögeln half dieses jedoch wenig. Aus dem anfänglichen Bestandsrückgang wurde mit den Jahren ein kompletter Rückzug aus ganzen Landschaften und Regionen.

 

„Vor etwa 10 Jahren lebten noch ungefähr 26.000 Braunkehlchenpaare in Deutschland, was einen Bruchteil der Population der 1980er Jahre darstellte und heute sind es sehr viel weniger.“ So Olaf Olejnik, Ornithologe und Projektmitarbeiter des BUND Sachsen-Anhalt e.V. „Zu den Hauptproblemen der Braunkehlchen zählen Lebensraumverlust durch die Umwidmung von Grün- in Ackerland, intensive Bewirtschaftung von Wiesen und Weiden sowie generell auch eine Verfrühung der Bearbeitung dieser Flächen.“

 

Die bodenbrütenden Vögel kommen erst gegen Ende April in ihre Brutgebiete und ihre Jungen werden so ab Mitte Juni bis Ende Juli flügge, viel zu spät, um der Bewirtschaftung zu entgehen.

 

Unter diesen Bedingungen muss es zwangsläufig zum Aussterben der Art kommen.

Hier kann man gegenlenken. Die Koordinierungsstelle Grünes Band des BUND Landesverbandes Sachsen - Anhalt arbeitet im Raum Salzwedel seit vielen Jahren erfolgreich im Wiesenvogelschutz. Dieser ist nur möglich durch eine enge Kooperation mit den hier ansässigen landwirtschaftlichen Unternehmen und dem Unterhaltungsverband „Jeetze“.

 

Von den umgesetzten Maßnahmen konnten vor allem Braunkehlchen profitieren.

 

Innerhalb von vier Jahren erreichten mindestens 652 junge Braunkehlchen die Flugfähigkeit. Die beste Brutsaison für die Art war im Jahr 2022 zu verzeichnen. Im Projektgebiet von ca. 2900ha konnten 99 Braunkehlchen Reviere aufgefunden werden. Bei 60 näher kontrollierten Paaren wurden mindestens 223 Jungvögel flügge.

 

Diese Erfolge basieren auf einem umfangreichen Maßnahmenpacket. „Neben der genauen Erfassung der Vogelreviere stand hier eine gute Kommunikation mit den bewirtschaftenden Unternehmen im Vordergrund.“ sagt Olaf Olejnik weiter, “Die brutbesiedelten Flächen wurden erst nach der Aufzucht der Jungen bearbeitet, was den Bruterfolg garantierte. Durch den Einsatz von künstlichen „Zaunanlagen“ (Holzsticken) wurden zahlreiche Vögel im Frühjahr zur Ansiedlung angeregt. Prämien für den Nestschutz an landwirtschaftliche Betriebe trugen dafür Sorge, dass jährlich weit über 100ha Wiesen erst ab dem Juli bewirtschaftet wurden, und somit zu sicheren Aufzuchtgebieten wurden.“

 

Diese Bemühungen zeigen, dass es sehr wohl möglich ist, den Negativtrend bei stark bedrohten Vogelarten der Agrarlandschaft auszubremsen und umzukehren.

 

Solche Vorhaben sind aufwendig, wenn sie Erfolge zeitigen sollen. In anderen Gebieten, in denen ein geringerer Aufwand betrieben wurde, war dieses nicht zu erreichen. Dies zeigt auf, dass die dramatische Lage bei vielen Vögeln des Offenlandes nur durch intensiv betreute Gegenmaßnahmen gewandelt werden kann.

 

„Dieses Projekt zeigt auch, dass eine enge Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Naturschutz die Voraussetzung für einen Erfolg bildet.“ resümiert Olaf Olejnik, „Gegenseitiges Verständnis ist von Nöten. Wenn diese Grundlage erarbeitet werden kann, ist es möglich, natürliche Diversität in der Kulturlandschaft zu erhalten und zu stärken. Wirtschaftraum für den achtsamen Menschen und Lebensraum für die durch die Arbeit der Vorfahren historisch entstandene Biodiversität der Agrarlandschaft brauchen einander nicht ausschließen.“

 

Hintergrund:

 

Die Maßnahmen zum Schutz der Braunkehlchen wurden im Projekt „Wiesenvogelschutz“ umgesetzt. Das Projekt finanziert sich aus Mitteln des Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes (ELER) im Rahmen des Entwicklungsprogrammes für den ländlichen Raum des Landes Sachsen- Anhalt 2014- 2020 (EPLR). Das Projektgebiet umfasst alle Offenlandflächen des bestehenden FFH-Gebietes „Landgraben-Dumme-Niederung nördlich Salzwedel“, zuzüglich weiterer angrenzender, wertgebender Flächen.

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