Interkommunales Industrie- und Gewerbegebiet A9 und B91

25. April 2024 | BUND, Landwirtschaft, Lebensräume, Naturschutz

In der Debatte um das geplante interkommunalen Industrie- und Gewerbegebiet an der A9 und B91 kommentiert Christian Kunz, Geschäftsführer des Bund für Umwelt und Naturschutz Sachsen-Anhalt:

„Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) lehnt Neuausweisungen für Gewerbegebiete ab. In der Debatte um das interkommunale Industriegebiet an der A9 bei Weißenfels fordert der BUND Sachsen-Anhalt vom Burgenlandkreis und vom Land Sachsen-Anhalt, vorhandene Flächenreserven in der Region und auch überregional für Gewerbeansiedlungen zu prüfen, vollständig zu nutzen und vorhandene Gewerbeparks bei Bedarf auszubauen. Laut der Machbarkeitsstudie zur Nutzung von Flächenpotentialen der Gewerbegebiete Lützen und Zorbau vom 12.07.2022 sind beispielsweise im bestehenden Gewerbe- und Industriegebiet Zorbau für Neuansiedlungen ca. 150 Hektar freie Flächen vorhanden. Nicht nur hier wird deutlich, dass die Planungen oft durch Wunschträume und nicht durch tatsächliche Bedarfe betrieben werden. An verschiedensten Stellen immer wieder neu zu bauen ist der falsche Ansatz und nicht nachhaltig. Hinzu kommt, dass mehr als 400 Hektar bester Ackerboden versiegelt werden und diese Fläche für die Lebensmittelproduktion verloren gehen würde.

Im mitteldeutschen Raum gibt es eine Vielzahl von Altlastenflächen, die nach Freistellung durch die Landesanstalt für Altlastenfreistellung für Gewerbe- und Industrieansiedlungen zur Verfügung stehen. Es wäre mit Sicherheit richtig und auch im Sinne eines nachhaltigen Einsatzes der Strukturwandelmittel zuerst die vorhandenen Potenziale zu nutzen.

Leider scheint bei den Planern und in der Politik nicht angekommen zu sein, dass wir bereits seit Jahrzehnten die Erde übernutzen. Der einfache Weg der Neuausweisung auf der grünen Wiese oder dem schwarzen Acker kommt uns schon heute sehr teuer zu stehen.“


Hintergrund zum Thema Boden: 
Der BUND Sachsen-Anhalt weist darauf hin, wie überlebenswichtig und trotzdem wenig beachtet die Ressource Boden ist. Durch Erosionen der intensiven Landwirtschaft sowie durch Straßen- und Städtebau gehe täglich fruchtbarer Boden verloren.

„Es braucht zweitausend Jahre, damit gerade einmal zehn Zentimeter Boden entstehen – dies verdeutlicht seine Kostbarkeit. Der Zustand von Böden und Ackerflächen hat in allen Teilen der Erde direkte Auswirkungen auf das Leben von Menschen sowie auf die Zukunft unserer Kinder und Enkel. Böden sind die Grundlage unserer Lebensmittelproduktion und unseres sauberen Trinkwassers. Außerdem regulieren sie als gigantischer Kohlenstoffspeicher das Klima“, erläutert Christian Kunz

Das Bauen von morgen müsse den Bodenschutz mit in die Planung aufnehmen und versiegelte, ungenutzte Flächen konsequent entsiegeln. Doch die Realität sieht anders aus: 2021 wurden laut Statistischem Bundesamt täglich 55 Hektar neue Siedlungs- und Verkehrsflächen ausgewiesen, obwohl die Bundesregierung ursprünglich bereits bis 2020 die Neuausweisung auf 30 Hektar pro Tag begrenzen wollte.



Kontakt:

Christian Kunz, Landesgeschäftsführer BUND Sachsen-Anhalt e.V., Tel. 0391 5630 7814

Mobil: 0171 1069256, E-Mail: christian.kunz(at)bund-st.de

 

Pressestelle des Landesverbandes:

Luisa Littich, Mobil: 0151 23537190, E-Mail: luisa.littich(at)bund-st.de

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