Idealer Lebensraum für Wiesen- und Watvögel - Überschwemmte Kusebruchwiesen
(Anja Möller
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Prignitzliebe)
Der BUND betreut seit vielen Jahren in der nördlichen Altmark am Grünen Band große Feuchtgebiete und verbessert durch gezielte Maßnahmen die Lebensbedingungen für Wiesen- und Watvögel. Vogelarten wie Kiebitz, Bekassine, Wiesenpieper und Waldwasserläufer brüten auf Feuchtwiesen, in Feuchtwäldern, Mooren und Sümpfen. Der BUND hat für diese Vogelarten bereits erfolgreich mehr Lebensraum geschaffen, indem er Flach- und Kleingewässer sowie Blänken angelegt hat. Durch die hohen Niederschläge dieses Jahr haben sich die Brut- und Lebensbedingungen zusätzlich verbessert. Teilweise hat sich die Anzahl der nachgewiesenen Brutreviere im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt.
Dieter Leupold, BUND: „Dass dieses Jahr das Wasser auf einer großen Fläche und über mehrere Wochen in den Wiesen stand, hat sich positiv auf den Bestand und den Bruterfolg bei vielen Wiesenbrütern ausgewirkt. Wenn wir also das Wasser großflächig in der Landschaft halten können, dann kommen auch die Vögel zurück.“
Zwischen Grabenstedt bis Mechau haben rund 30 Kiebitz-Paare gebrütet - doppelt so viele wie letztes Jahr. Bei mindestens 20 Paaren sind Jungvögel geschlüpft – das sind ebenfalls doppelt so viele wie im vorigen Jahr. Davon überlebten mindestens 14 junge Kiebitze bis sie flugfähig wurden – letztes Jahr waren es nur drei. Als besonders wichtiges Brutgebiet haben sich dabei die Kusebruchwiesen am Grünen Band nördlich von Salzwedel herausgestellt.
„Im Gegensatz zu angrenzenden Gebieten brütet der Kiebitz in der nördlichen Altmark nahezu ausschließlich auf vernässtem Grünland und nicht auf Äckern. Auf Äckern zu brüten ist für Kiebitze also nur eine Notlösung. Stellt man großflächig den für Kiebitze geeigneten Lebensraum wieder her, verlassen sie die Äcker. Von den Maßnahmen für den Kiebitz profitieren aber nicht nur Watvögel, sondern auch viele andere Arten“, so Leupold weiter.
Allerdings gibt es beim Kiebitz nicht nur positive Nachrichten zu melden: Die bisherige Hot-Spot-Region an den Brietzer Teichen haben die Kiebitze verlassen: Dort sind wie schon im letzten Jahr die räuberischen Rohrweihen und Krähen sehr präsent. Sie plündern die Kiebitz-Gelege noch bevor die Jungvögel schlüpfen. Da es jedoch in der Nachbarschaft ausreichend geeignete Bedingungen für die Kiebitze gab, sind einige von ihnen in diese Bereiche abgewandert.
Bemerkenswert ist die Entwicklung bei der Bekassine. Während die vom Aussterben bedrohte Schnepfenart in den letzten Jahren nur im Cheiner Torfmoor vorkam, hat der BUND dieses Jahr mindestens acht Reviere an der Dumme nördlich von Hestedt und in den Wolfsbergmärschen nordwestlich von Salzwedel nachgewiesen.
Auch der stark gefährdete Wiesenpieper profitierte von der Vernässung. Auch wenn der BUND nicht die gesamte nördliche Altmark nach Revieren absuchen kann, ist eine deutliche Zunahme der Reviere zu erkennen: Im letzten Jahr, das bis zum Sommer eher trocken war, hat der BUND 42 Reviere gefunden, in diesem Jahr mindestens 76 Reviere. Der Wiesenpieper hat sich vor allem in den Wolfbergmärschen und im Cheiner Moor angesiedelt – hier liegen jeweils mehr als 20 Reviere.
Allerdings hat dieser Vogel die Gemarkungen Mechau und Riebau mittlerweile vollständig verlassen, obwohl dort die Umstände zum Teil weiterhin sehr günstig für ihn sind.
Dass im Stadtforst Salzwedel der Waldwasserläufer brütet, ist bekannt, aber der letzte sichere Brutnachweis liegt schon viele Jahre zurück. Jetzt hat der BUND einen Jungvogel in den angrenzenden Kusebruchwiesen gesichtet. In diesem Gebiet am Grünen Band hat der BUND Klein- und Flachgewässer neu angelegt und Gräben gestaut. Mit dem Waldwasserläufer-Nachwuchs und den Bruterfolgen beim Kiebitz zeigt sich nun der Erfolg dieser Maßnahmen.
„Durch unsere Arbeit am Grünen Band haben wir einen Teil der Feuchtwiesen nördlich von Salzwedel bereits vor einigen Jahren wieder herstellen können. Das Grüne Band ist aber nur eine lineare Struktur. Um die ökologische Funktion der Feuchtgebiete zu erhalten, war es notwendig, größere Flächen wieder zu vernässen. Das haben wir dieses Jahr erreicht, und dank der günstigen Witterungsbedingungen ist uns für den Bestand der Wat- und Wiesenvögel nun eine Trendwende gelungen“, erläutert Olaf Olejnik, Ornithologe beim BUND.
Um die Artenvielfalt zu retten, müssen Lebenslinien immer mehr zu Lebensnetzen wachsen. Das Grüne Band dient als zentrale innerdeutsche Achse, von der aus dieses Netz geknüpft wird. Dafür schafft der BUND im Rahmen des Bundesprogramms Biologische Vielfalt Querverbindungen zu weiteren naturnahen Gebieten beiderseits des Grünen Bandes. Das Grüne Band als Rückgrat der Vielfalt erhält so sozusagen "Rippen" - aus der Linie wird ein Netz. Die Laufzeit dieses Projektes reicht noch bis Ende September 2025.