BUND Sachsen-Anhalt

Quedlinburg für mehr Insektenfreundlichkeit

21. Juni 2020 | BUND, Harz, Klimawandel, Kreisgruppen, Lebensräume, Naturschutz, Schmetterlinge, Wildbienen

Kürzlich hat der Stadtrat der Welterbestadt Quedlinburg beschlossen, dass die Stadt „Pestizidfreie Kommune“ wird. Ziel ist es, Bienen und anderen Insekten in der Stadt attraktive Lebensräume zu bieten. Initiiert wurde die Projektteilnahme von der BUND-Gruppe Quedlinburg.

„Der Weg zur Pestizidfreien Kommune ist ein Prozess“, so Isabel Reuter vom Bund für Umwelt und Naturschutz in Quedlinburg (BUND). In den nächsten Monaten sollen z. B. Blühflächen im Wohngebiet Kleers angelegt werden. Vonseiten des Hortes der Kleersgrundschule gibt es Interesse, das Projekt zu begleiten und auch selbst im Schulgarten aktiv zu werden. „Gemeinsam wollen wir den Schulgarten reaktivieren und dadurch auch Kinder mit einbinden“, so Reuter. Für die Blühflächen soll Saatgut aus Quedlinburg und Umgebung zum Einsatz kommen – eine schöne Verbindung zur Geschichte Quedlinburgs als Blumenstadt. Die fachliche Beratung kommt dabei von der Interessensgemeinschaft Saatgut. Auch in Kooperation mit der Kleingartenanlage Johannishöfer Trift gibt es Pläne, in leer stehenden Gärten Blühstreifen anzulegen und diese somit ökologisch aufzuwerten.  

Bereits jetzt setzt der Bauhof der Welterbestadt Quedlinburg kaum Pestizide ein. „Wenn nötig, spritzen wir die Rosen in den historischen Rosengärten gegen Mehltau und Blattläuse“, so Bauhofmitarbeiter Kai Wiebensohn. In den letzten Jahren war es aber so trocken, dass das gar nicht notwendig war. Laut Stadtratsbeschluss sollen bis zum Jahr 2025 Pestizide auf öffentlichen Grünflächen komplett wegfallen. Ausnahmen gäbe es nur bei einem akuten Schädlingsbefall. Der gemeinsame Antrag der Fraktionen Bürgerforum/Grüne/QfW, SPD sowie DIE LINKE „Pestizidfreie Kommune – für eine insektenfreundliche Stadt“ wurde mit großer Mehrheit angenommen.

Entscheidend ist bei allen Maßnahmen auch die Einbindung der Bevölkerung. Denn letztlich kann jede und jeder im eigenen Garten oder auf dem Balkon etwas für mehr Insektenfreundlichkeit tun. Töpfe mit Ringelblume, Fetthenne oder Färberkamille ziehen Insekten an. Alternativ gibt es fertige Wildblumenmischungen zum Aussäen. Wer bereits fleißig gepflanzt hat, kann noch bis zum 31. Juli am Pflanzwettbewerb 2020 teilnehmen. In mehreren Kategorien winken Geldpreise bis zu 400,00 Euro. Ein kurzer Bericht und Fotos vom eigenen insektenfreundlichen Garten- oder Balkonparadies können auf der Internetseite wir-tun-was-fuer-bienen.de hochgeladen werden.

 

Zum Hintergrund:

In Städten und Gemeinden werden Pestizide eingesetzt, um Wege in Parks, Sport- und Spielplätze, Grünanlagen oder Straßenränder frei von unerwünschten Kräutern und Gräsern zu halten oder um gegen ungeliebte Insekten vorzugehen. Viele der Mittel stehen im Verdacht, Krebs zu erregen, die Fortpflanzung zu schädigen oder eine hormonelle Wirkung zu haben. Problematisch ist zudem, dass nicht nur die unerwünschten Wildkräuter und Insekten beseitigt werden, sondern auch Honigbienen, Wildbienen, Schmetterlinge und Fledermäuse. Von den fast 600 Wildbienen-Arten in Deutschland steht rund die Hälfte auf der Roten Liste. Dabei sind blütenbesuchende Insekten unentbehrlich für die Bestäubung von Wild- und Kulturpflanzen. In Städten und Gemeinden sichern Honigbienen, Wildbienen und Schmetterlinge den Kleingärtnern eine gute Obsternte und den Stadt-Imkern reichlich Honig. Siedlungsgebiete sind oft Rückzugsorte für Insekten, die in der Agrarlandschaft kaum Lebensraum mehr finden. Bundesweit sind bereits über 500 Städte und Gemeinden ganz oder teilweise pestizidfrei. Durch die Teilnahme am Projekt des BUND erhalten die Pestizidfreien Kommunen bundesweite Aufmerksamkeit und den Zugang zu kostenfreien Schulungen. Weitere Informationen und eine Übersichtskarte gibt es unter: www.bund.net/umweltgifte/pestizide/pestizidfreie-kommune

Für Rückfragen: Isabel ReuterMobil: 0162 7169950
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland in Quedlinburg (BUND e. V.)

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