BUND Sachsen-Anhalt

Das Cheiner Torfmoor befindet sich in Sachsen-Anhalt im Landkreis Salzwedel, ca. 7 km nordöstlich der Stadt Salzwedel. Es erstreckt sich mit Randzonen über eine Fläche von etwa 400 ha und ist eines von mehreren Quellmoorkörpern, welche sich perlenschnurartig entlang dem südlichen Rand der Dumme-Grenzgraben-Niederung ziehen. Die Dumme markiert die nördliche Grenze des Moorkörpers. Im Süden reicht das Cheiner Torfmoor bis zur Ortschaft Cheine und im Westen erstreckt sich der Stadtforst Salzwedel.

Durch seine Abgeschiedenheit im Schatten der ehemaligen innerdeutschen Grenze, welche heute das Grüne Band bildet, ist es weitgehend von einer tiefgreifenden Entwässerung verschont geblieben. Aus zahlreichen Quellen gespeist, hat sich hier ein buntes Mosaik aus artenreichen Feuchtwiesen, Moor- und Sumpfwäldern erhalten.

Hier hat der 1962 entdeckte Torfwiesen-Scheckenfalter seinen wohl bedeutendsten Rückzugsraum gefunden. Im Frühjahr erfüllt das Konzert von Moor-, Laub- und Grasfröschen die Luft. Farbenfroh zeigt sich das Moor im Mai und Juni mit der Blüte von über 6.000 Orchideen, z.B. dem seltenen Breitblättrigen Knabenkraut. Eigens zu dieser Zeit wird ein Bohlensteg errichtet. Über diesen können wir bei einer geführten Orchideenwanderung oder auf eigene Faust solch eine prächtige Feuchtwiese betreten, ohne dabei die empfindliche Vegetationsdecke und die Moorböden zu schädigen.  

Das Breitblättrige Knabenkraut (Dactylorhiza majalis) ist hier im Cheiner Torfmoor zahlreich vertreten und zählt mit über 8.000 blühenden Exemplaren zu den bedeutendsten Vorkommen in ganz Sachsen-Anhalt.
Hinzu kommt, dass Deutschland für diese Orchideenart eine besondere Verantwortung zum Erhalt besitzt und sie zu den 40 Verantwortungsarten des BfN (Bundesamt für Naturschutz) für Deutschland zählt.

Da das Torfmoor dank seiner Abgeschiedenheit im damaligen Sperrbereich der innerdeutschen Grenze nur wenig entwässert wurde, bietet dieses Gebiet unter anderem vielen verschiedenen Amphibienarten einen wichtigen Lebensraum. Und auch der Kranich genießt die Flachwasser-Schlafplätze und ein optimales Nahrungshabitat, was eine stabile Brutpopulation belegt.

Herausragend aber ist unter anderem das voraussichtlich größte Vorkommen des bundesweit akut vom Aussterben bedrohten Übersehenen Scheckenfalters (Melithaea neglecta).

Um diese Moorflächen weiter zu optimieren ist eine gezielte Pflege der Flächen unabdingbar. Hier liegt das Augenmerk des BUND auf der fortlaufenden Entwicklung artenreicher Feuchtwiesen durch Entkusselungen, extensiver Beweidung und abgestimmter Mahdtermine – zum Teil per Hand mit Abtransport des Mahdgutes.

Während der Zeit der Orchideenblüte im Mai ermöglicht ein transportabler Bohlensteg die Begehung einiger Teilbereiche, um die herausragende Artenfülle und- Vielfalt dieses Niedermoores auch aus der Nähe bestaunen zu können.  

Landschaft

In den südlichen Regionen des Moores wird die Landschaft von großräumigen Wiesen geprägt. Mit einigen Sträuchern und Hecken an den Wegen, werden diese üppigen Weiten wieder aufgelockert. Im Norden kann man ein gegenteiliges Bild bestaunen. Eine kleinparzellierte und mosaikartige Landschaft wird hier von Weidenhecken umrahmt. Die Hecken konnten sich an den Böschungen der Entwässerungsgraben etablieren und gedeihen.
Im ganzen Jahr kann man sich an einer wunderschön erblühten Landschaft die Augen weiden. Die Wiesen werten den Gesamteindruck mit schönen und unterschiedlich bunten Blühaspekten auf.
Im Frühjahr treten neben den verschiedenen Grüntönen, hauptsächlich gelbe und rosa Farbtöne auf. Später im Jahr kann man vielerorts dann rötliche Farbtupfer erblicken, die Blüten des Wiesenampfers und des Wiesenfuchsschwanzes. In dieser Zeit besonders hervorstechend sind die gelben Blütenstände des Ruchgrases.

Im weiteren Verlauf des Jahres treten auch violette Punkte auf, dann ist die Zeit der Disteln gekommen. Kleine violette Inseln in einem grünen Meer, erfreuen die Augen der Spaziergänger. Vor dem Herbst noch, bleiben einige gelbe, rosa und violette Blüten übrig und die Kohldistel fängt an gelb zu blühen.
Im Norden etwas östlich gelegen, prägt ein ausgedehnter Erlenbruchwald die Landschaft. Westlich des Waldes dominieren Schilfbestände und Weidensümpfen die fließende Übergänge zum Grünland bilden. An besonders feuchten Stellen trifft man hier auf Schilfröhricht und Großseggenrieder. Diese Kombination vermittelt einen Eindruck von Wildnis in dem Gebiet.  

Tierarten im Cheiner Torfmoor

Das Cheiner Torfmoor bietet einer Vielzahl von Tierarten einen Lebensraum. Im Besonderen für Amphibien und Vögel. Beispiele für Amphibien und Reptilien sind Gras-, Laub- und Moorfrösche, Bergeidechsen, Ringelnattern und Kreuzottern, Beispiele für Vögel sind Kranich, Tüpfelsumpfhuhn und Bekassine. Eine seltene Insektenart, die hier vorkommt ist der Moorscheckenfalter.  

Die Pflanzen im Cheiner Torfmoor

Der Bestand an Vegetation im Cheiner Torfmoor ist einer der artenreichsten und wertvollsten im Landkreis Salzwedel.

Unter anderem konnten in den letzten Jahren Arten nachgewiesen werden, die sich auch auf den Roten Listen der vom Aussterben bedrohten Pflanzen befinden. Dazu gehören: Pillenfarn (Pilularia globulifera), Quellgras (Catabrosa aquatica), Quellkraut (Montia fontana) und Sumpf-Greiskraut (Senecio paludosa). Zum Erhalt dieser Arten gibt es spezielle Nutzungsauflagen an ausgewählten Gräben wie dem Kaiserdammgraben, Brietzer Mühlengraben, Cheiner Wasser und Torfgraben. Hierfür werden einige Abschnitte von der Vegetation regelmäßig freigeschnitten, um den betroffenen Arten Platz zu geben. So können sie vor Überwucherung zum Beispiel durch Brennnesseln geschützt werden. Beim Freischneiden wird darauf geachtet, Exemplare der betreffenden Arten zu erhalten. Dies stellt hohe Anforderungen an die ausführenden Personen.

Einige, aus naturschutzfachlicher Sicht besonders wertvolle Pflanzen:  

  • Sumpf-Schafgabe (Achillea ptarmica)

  • Sumpf-Dreizack (Triglochin palustre)

  • Grünliche Gelbsegge (Carex demissa)

  • Sumpf-Lappenfarn (Thelypteris palustris)

  • Fiberklee (Menyanthes trifoliata)

  • Schild-Ehrenpreis (Veronica scutellata)

  • Sumpf-Blutauge (Potentilla palustris)

  • gewöhnliche Natternzunge (Ophioglossum vulgatum)

  • Gelbe Wiesenraute (Thalictrum flavum)

  • Bach-Nelkenwurz (Geum Rivale) 

Biotope am Cheiner Torfmoor

Niedermoor 

Niedermoore entstehen meistens im Verlandungsbereich von Gewässern oder an Quellen. Das Gelände des Cheiner Torfmoores befindet sich in einer Senke, in die das Grundwasser der Umgebung hineinsickert. Aufgrund der ständigen Vernässung ist hier über viele Jahrhunderte hinweg ein Torfkörper mit einer Mächtigkeit von bis zu drei Metern entstanden. Dieser besteht hauptsächlich aus dem organischen Material abgestorbener Pflanzen, welches durch das Wasser bedingt nicht mineralisiert wurde. So speichert der Moorkörper in großen Mengen Wasser, organisches Material (Kohlenstoff) und Nährstoffe.

Eine Voraussetzung für die Nutzung durch den Menschen ist immer die Entwässerung des Moorkörpers. Dies hat zur Folge, dass die Torfmoose von anderen Pflanzen verdrängt werden. Das organische Material beginnt sich zu zersetzen was auch zur Freisetzung großer Mengen CO2 führt. Während der Torf abgebaut wurde, zum Beispiel um als Gartenerde genutzt zu werden, ging auch der Lebensraum für eine Vielzahl von hochspezialisierten Tier- und Pflanzenarten verloren.

Im Bereich des Grenzstreifens im Cheiner Torfmoor sind diese entwässerten Flächen nach dem Krieg brach gefallen. Solche Brachen entwickeln sich jedoch nicht von selbst wieder in ihren natürlichen Ursprungszustand zurück, da die Entwässerungsgräben ja blieben und für eine erneute Moorbildung das Wasser fehlte. Für eine erfolgreiche Renaturierung des Lebensraumes muss regulierend in den Wasserhaushalt eingegriffen werden. Dabei ist es auch nicht sinnvoll, die Entwässerungsgräben einfach wieder zu verschütten. Im Cheiner Torfmoor werden ja viele Flächen noch extensiv wirtschaftlich genutzt. Durch eine sinnvolle Steuerung der Wasserabflüsse von den einzelnen Teilflächen mittels Schiebern ist es möglich, dass allen Naturschutz und Nutzungsansprüchen gerecht werden kann. Diese Aufgabe wird von Mitgliedern des BUND verantwortungsvoll ausgeführt.

Pflanzengesellschaften
Wird die heutige Situation aus anthropogenen Grünland-Ersatzgesellschaften der Sukzession überlassen, dann würde sich auf den basenreichen, feucht-nassen Niedermoorböden ein Erlenbruchwald des Verbandes Anion glutinosae als heutige potentielle natürliche Vegetation etablieren. An den Quellbereichen würde sich ein Unterverband von Cardamino amora ausbreiten, an dem entwässerten Torfmoor wäre ein Wald aus Traubenkirschen, Erlen und Eichen anzutreffen.  

Es ist anzunehmen, dass aufgrund bestimmter Ereignisse wie beispielweise, Kalamitäten und Alterswandel, im Wald offene Strukturen mit Grünlandcharakter entstehen. Ein Bild von einem mosaikartigen Wald würde sich ergeben.

Die gegenwärtige Lage zeigt ein Bild aus artenreichen Pflanzengesellschaften wie die Angelo-Cirsitum oleracei in den extensiv bewirtschafteten Grünlandstandorten. Des Weiteren findet man in den intensiv bewirtschafteten Grünlandflächen, aufgrund des Nährstoffreichtums, die Ranunculus repens-Alopecuretum geniculati Gesellschaften. In den Wiesenmulden wachsen besonders Flutrasen und an besonders feuchten Standorten findet man Juncus acutiflorus.

In den Sukzessionsflächen ehemaliger Feuchtwiesen beherrschen Rohrglanzgras (Phalaria arundinacea), Sumpfsegge (Carex acutiformis) und Rispensegge (Carex paniculata) das Bild.

Weitere Biotope, die am Cheiner Torfmoor zu finden sind:  

  • Sümpfe und Niedermoore

  • Röhrichte

  • Sumpfwälder

  • Hecken und Feldgehölze 

Nutzung

Die Landschaft des Cheiner Tormoores ist stark von menschlichen Einflüssen geprägt. In den letzten Jahrhunderten fand hauptsächlich Grünlandwirtschaft statt. Flächen nah an den Ortschaften wurden durch Vieh beweidet. Das Kerngebiet des Moors wurde in kleine Parzellen geteilt und für Mähwiesen genutzt. Als in den 20er und 30er Jahren die Arbeitsquartiere aufgebaut wurden, wurden sogenannte Beetgräben im Torfmoor ausgegraben. Der Aushub diente als Mutterboden für die Beete der Arbeiter. Auch erfolgte eine Abtragung von Torf für den Eigenbedarf der Dorfbewohner. Nach dem Krieg wurde dann Torf aus dem nordöstlichen Teil des Moors, industriell abgebaut durch die Torf-GmbH, um Brennstoff für die Stadt Salzwedel zu gewinnen. Seit 1960 wurde das Moor intensiv bewirtschaftet. Fortan wurde auf allen Flächen in regelmäßigen Abständen Mineraldünger aufgetragen. Nur das nördliche Drittel des Gebietes wurde von einer Bewirtschaftung verschont, infolge der Grenzabsicherung. In diesem Drittel wurde ein Grenzschutzzaun errichtet.
Nach der Wende wurden die Flächen zunächst für 2-3 Jahren stillgelegt. Ab 1992 begann wieder eine Bewirtschaftung im Rahmen des "Kräuterheu-Schutzprogrammes". Die heutigen Bewirtschaftungsformen sind:  

    • extensiven Mähwiesen des "Kräuterheu - Schutzprogramms"

    • intensive Mähwiesen und Weiden mit einer Besatzdichte von ca. 2,5 Rindern pro ha.

    • Brachen

    • Röhrichtflächen  

      Aus diesen Gründen setzt sich die Vegetation des Cheiner Torfmoors aus anthropogene Ersatzgesellschaften zusammen. 

Nehmen Sie Kontakt auf!

Dieter Leupold

Projektleiter Grünes Band Sachsen-Anhalt bei der BUND-Stiftung
E-Mail schreiben Mobil: 0151 - 12558830 Fax: 039000 - 51232

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