BUND Sachsen-Anhalt

Projekt „Wildkatzensprung – Wiedervernetzung der Wälder Deutschlands“

Das bundesweit in insgesamt 10 Ländern gemeinsam durchgeführte Projekt umfasst eine Geninventur in den verbliebenen Kernverbreitungsgebieten der Wildkatze sowie in einigen Bundesländern zusätzlich Pilotprojekte zur Umsetzung von Biotopverbund-Korridoren aus Bäumen und Hecken. Die Erfassung von Wildkatzenhaaren für die Geninventur erfolgt mit Hilfe der Lockstockmethode und ausschließlich mit Freiwilligen. In Sachsen-Anhalt setzt sich das Freiwilligen-Team aus Mitarbeitern des Nationalparks, des BUND-Regionalverbandes Halle-Saalekreis, der BUND-Kreisgruppe Harz und des Tierpark Thale zusammen.

Seit November 2011 beteiligt sich der Regionalverband an diesem Projekt mit einem dreijährigen ehrenamtlichen Wildkatzenmonitoring auf einer Rasterprobenfläche im Harz. Die Analyse der genetischen Zusammensetzung und damit auch der genetischen Fitness der Harzpopulation in den Jahren 2012, 2013 und 2014, legt den Grundstein für die in den Jahren 2013 und 2014 folgende Analyse von kleineren, dem Harz vorgelagerten Waldinseln (Kürflächen).

Die Ergebnisse dieser genetischen Untersuchungen von Haarproben dienen der Erstellung einer bundesweiten Gendatenbank. Diese ermöglicht dann z.B. Rückschlüsse über die Herkunft in isolierten Waldinseln gefundener Wildkatzen. Mit der Datenbank lassen sich zudem Verwandtschaftsbeziehungen zwischen den einzelnen Populationen feststellen, Wanderkorridore der Wildkatzen identifizieren und auch dem Biotopverbund entgegen wirkende Zerschneidungsfaktoren wie Straßen oder Siedlungsräume nachweisen.

Im Rahmen des Projektes wurden zudem in drei Waldgebieten des Harzvorlandes 11 Lockstöcke aufgestellt. Diese wurden von Ehrenamtlichen aus der jeweiligen Region betreut. Jedem der drei Waldgebiete kommt große Bedeutung als Trittsteinbiotop zu.


Ein Trittsteinbiotop ist nicht groß genug, um einer Wildkatzenpopulation dauerhaft einen Lebensraum zu bieten, stellt jedoch eine Verbindung zwischen Lebensräumen her und gibt aufgrund naturnaher Waldstrukturen (z.B. Lichtungen, Altbäume und Totholz) und angrenzender Wiesen für die Mäusejagd die Möglichkeit, Jungtiere groß zu ziehen.

Der Große Fallstein stellt z.B. ein Trittsteinbiotop zwischen dem Harz und den bisher nicht von Wildkatzen besiedelten Wäldern im Norden Sachsen-Anhalts dar.

Die Harslebener Berge vernetzen den Harz in Richtung Osten. In beiden Gebieten wurden – wie auch in weiteren Waldinseln des nördlichen Harzvorlandes – in den letzten Jahren erstmals seit langem wieder Wildkatzen nachgewiesen.

Bewaldete Strukturen des südlichen Harzvorlandes spielen eine große Rolle für den Biotopverbund zwischen dem Harz und nordthüringischen Waldgebieten.

Im Trittsteinbiotop Ziegelrodaer Forst wurde die Wildkatze seit Mitte der 1990er Jahre vermutet wieder beobachtet, aber erst 2011 zweifelsfrei nachgewiesen.

Ziel war es, in allen drei oben genannten Trittsteinbiotopen im Jahr 2014 Wildkatzen nachzuweisen und durch die Genanalysen evtl. sogar einzelne Wildkatzen wiederzufinden, von denen bereits in den Jahren 2012 oder 2013 – u.a. vom Landesamt für Umweltschutz – erhobene Haarproben vorliegen. Dies spräche für eine gute Lebensraumqualität in den genannten Waldinseln.

Zugleich bedeutet das Vorkommen der Wildkatze jedoch eine Herausforderung für die Land- und Waldwirtschaft. Denn die seltene Art wird hier nur erhalten bleiben, wenn die Waldinseln über ein Biotopverbundsystem mit größeren Wäldern wie denen des Harzes gut vernetzt werden.
Der BUND ist daher bestrebt, Wander-Korridore aus Gehölzen zu pflanzen. In Kooperation mit den Förstern vor Ort sollen zudem Wälder für die Wildkatze aufgewertet werden. Wildkatzen benötigen in ihren ersten Wochen den Schutz von Baumhöhlen, Reisighaufen oder Holzpoltern. Daher sollten Altbäume und ausreichend Totholz im Wald verbleiben und Holzstapel nicht während der Aufzucht der Jungen (März bis August) abtransportiert werden. 

Zwischenergebnisse - Stand 10/2013
127 unserer 193 Proben aus dem Jahr 2012 haben bereits den ersten Analyseschritt, die Mitochondrien-DNA-Analyse, durchlaufen.
Im zweiten Analyseschritt (Kern-DNA-Analyse oder Mikrosatellitenanalyse) kann eine Individualisierung der Wildkatzen durchgeführt werden. D.h. es kann nachgewiesen werden, welche und wie viele Individuen an den einzelnen Lockstöcken waren.
Von den 101 Proben mit dem Analyseergebnis „Wildkatze“ waren 86 bis auf Individuenebene weiter analysierbar. [Bei >5 Haaren mit Wurzel reicht laut Senckenberg-Institut meist die Anzahl an DNA-Molekülen aus, um einen genetischen Fingerabdruck zu erstellen, d.h. 14 Mikrosatelliten-Genorte zu untersuchen]

Zwischenergebnis: Die bisher 86 für die zweite Analyse geeigneten Wildkatzenhaarproben stammen von 31 verschiedenen Individuen. Diese setzen sich aus 12 Katzen und 19 Kudern zusammen.  

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Projektteam

Wildkatzenwälder von morgen
Franzigmark 6 06193 Petersberg b. Halle, OT Morl /Alaune E-Mail schreiben Tel.: 0151 23536894 Mobil: 0151 23537190

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